Pfarrer Kohler feierte Gottesdienst zum „Brandner Kaspar“

Altar auf der Theaterbühne

WAGENHOFEN – Das schönste Geschenk zum 25. Jubiläum hat sich der Theaterverein Wagenhofen-Ballersdorf (Kreis Neuburg-Schrobenhausen) mit der Aufführung des „Brandner Kaspar“ selbst gemacht. Das sagte Pfarrer Herbert Kohler beim Dankgottesdienst zum Abschluss der Aufführungen.

Der Brandner Kaspar will dem Tod („Boandlkramer“) nicht folgen und ringt ihm durch eine List beim Kartenspiel 18 weitere Lebensjahre ab. 

„Eure Inszenierung hat viele Menschen tief berührt“, betonte Kohler. „Ich habe von vielen Seiten nur Lob für eure Interpretation des Stücks gehört.“ Mit der Idee eines Gottesdienstes auf der Bühne am Sonntagabend „nach langen Theaterabenden und kurzen Nächten“ hätten ihm die Verantwortlichen des Vereins zudem „persönlich eine Riesenfreude“ gemacht. Zum Darsteller des Himmelspförtners Petrus, Helmut Hartmann, sagte er angesichts des Regens: „Herr Pförtner, wir hätten uns für heute Abend Sonnenschein und ein nur laues Lüftchen gewünscht.“ 

Doch dann versiegten die Regentropfen schnell und das Wetter hielt über den Gottesdienst hinaus. Weshalb sich Kohler am Ende der Messe lächelnd beim Wetterapostel Petrus entschuldigte. Er sei „doch ein guter Mann“. 

Dem Pfarrer war es wichtig, dass nicht nur er selber zu Wort kam, sondern auch der Boandlkramer, „denn der hat ganz viel Tiefsinniges zu sagen“. Und so fuhren die Bühnentechniker die gute Stube des Titelhelden herein und dockten sie an die Hauptbühne an, wo der Altar aufgebaut war. 

Gespielt wurde die letzte Szene vor der Pause, als Brander Kaspars Enkelin Marei tödlich verunglückt ist und der Boandlkramer erneut versucht, auch Kaspar in die Ewigkeit mitzunehmen. Die eingespielte Szene machte den Gottesdienst außergewöhnlich. Mitglieder des Theatervereins übernahmen die Fürbitten, angereichert mit Zitaten aus dem Stück. Als Kohler um Kommunionhelfer bat, meldete sich Christian Karmann, der Darsteller des Boandlkramers. Dass er sein Kostüm noch trug, störte die Gläubigen nicht im Geringsten. 

Ihn persönlich habe der Totentanz zwischen Marei und dem Boandlkramer am meisten beeindruckt, verriet Kohler, denn „er packt sie nicht und reißt sie nicht einfach mit, sondern nimmt Kontakt auf, geht auf sie ein und tanzt mit ihr“. So wandle sich der derbe, dem Kirschgeist zugetane Geselle in Mareis persönlichen Begleiter in die andere Welt. 

Dass der Boandlkramer Marei nicht berührt, interpretierte Kohler so, dass der Tod keine wirkliche Macht über den Menschen habe, sondern ihn nur bis an die Schwelle begleite, wo Christus steht. Mucksmäuschenstill war es, als der Pfarrer darlegte, dass es eigentlich nur der Weg zu dieser Stelle sei, der Angst mache. „Denn in dem Moment, in dem wir hinübergehen, kommt uns eine gute Hand entgegen.“ Der Tod sei von Christus besiegt worden, daran glaube er ganz fest. 

Der Theaterverein hat sich mit dem Stück einen langgehegten Wunsch erfüllt. „Schon von Anfang an haben wir gesagt, eines Tages spielen wir den Brandner Kaspar“, erzählt Emilie Vollnhals, die die Brandnerin spielte. 

In seinem 25. Jahr hat der Theaterverein 135 Mitglieder. Der Nachwuchs besteht aus 35 Kindern und Jugendlichen, die im Stück als Engel mitwirkten.

Andrea Hammerl

19.08.2023 - Bistum Augsburg